Bekam ich netterweise geschenkt, von einem Kollegen. Ein kleines handliches Büchlein in schicker Aufmachung. Aber um was geht’s? Die Idee ist eigentlich ganz nett. Es handelt sich hierbei um eine Mischung aus Kurzgeschichten und Kochbuch – und, der aufmerksame Leser mag es erraten haben, es geht dabei um Rezepte aus der Weltliteratur. Nun ja. Nicht ganz, aber man tut mal so. Raymond Chandler verwöhnt uns mit Lamm in Dillsauce und Franz Kafka versucht einer deprimierenden Szenerie mit Misosuppe entgegen zu wirken. Virginia Woolf backt Kirschkuchen, Thomas Mann verliert sich in Kartoffel-Rösti, John Steinbeck beehrt uns mit einem Steinpilzrisotto und der Marquis des Sade – wie sollte es auch anders sein – schwärmt für „ausgebeinte gestopfte Hühnchen“. Das Rezept hierfür will er von einem jungen unschuldigen Mädchen erhalten haben. Ach ja.
Wie ich schon eingangs sagte, die Idee ist nett, das Büchlein sieht schön aus aber so richtig an einen gehen, mag es nicht. Ob Kafka es lustig gefunden hätte, sich hier wieder zu finden? Ich denke nein, obgleich ihn als Koch einer reduzierten Suppe darzustellen, etwas durchaus kafkaeskes hat – jedenfalls für mich. Das Steinpilzrisotto bekomme ich dankenswerter Weise auch ohne Anleitung gekocht, wenngleich die Geschichte nett geschrieben ist. Hingegen wehre ich mich inständig, 13 Seiten zu lesen um die ausgebeinten gestopfen Hühnchen des de Sade zu kochen.
Was am Ende bleibt – man beachte den Wortwitz – ist ein fader Beigeschmack. Die Rezepte mag man nicht kochen und die Geschichten nicht immer lesen. Was ist also der Sinn des Buches?
Frau Hohmann sagt: Eine nette Idee, aber irgendwie sinnlos. Könnte daran liegen, dass der Autor eigentlich Fotograf und weder Literat noch Koch ist. Aber eigentlich sollen es ja auch Parodien sein, die uns der Autor hier auftischt. Nun ja, ich für meinen Teil gehe jetzt erst mal frühstücken, auch ohne die Estragon Eier einer Jane Austen.
Gebundene Ausgabe: 110 Seiten
Verlag: Blessing
ISBN-10: 3896673130
ISBN-13: 978-3896673138
Preis: 12 Euro
Autor: Mark Crick
Sonntag, 6. Mai 2007
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